Die Ausschreibung 2024 für einen «Get Going!»-Beitrag löste dieses Jahr wieder grosses Echo aus. Über 250 Dossiers aus allen Landesteilen und allen Genres wurden eingereicht und unserer Fachjury vorgelegt. Nach Sichtung aller Dossiers hat sich die Fachjury entschieden, folgende Musikerinnen und Musiker für ihre künstlerischen Visionen mit einem «Get Going!»-Beitrag in der Höhe von je CHF 25’000.- zu unterstützen. Herzliche Gratulation an die acht Empfänger*innen!
SAMI GALBI
Der in Lausanne geborene Musiker, Sänger und Produzent Sami Galbi ist in der einheimischen Szene kein Unbekannter: Zunächst als Sänger, Komponist und Bassist der Band El Mizan, arbeitet er nun immer häufiger mit anderen Künstlern zusammen und nimmt an Residenzen und Austauschprogrammen im Ausland teil. Heute profiliert er sich zunehmend als Solokünstler — darunter ein im 2024 vielbeachteter Auftritt am Paléo Festival in Nyon und der Gewinn des «Demotape Clinic»-Preises im Rahmen von M4Music. Während einer von der Pro Helvetia ermöglichten Residenz in Marokko nahm sein Projekt «Sami Galbi» konkrete Formen an, mit dem Galbi die Musik seiner Kindheit, den traditionellen Raï, mithilfe analoger Maschinen und seiner Gitarre in die klangliche Gegenwart des 21. Jahrhunderts übersetzen will. Der «Get Going!»-Beitrag ermöglicht es ihm nun, das Projekt 2025 weiterzuentwickeln. So soll im Frühjahr auf dem Genfer Label Bongo Joe Records ein erstes Album veröffentlicht werden. Parallel dazu wird Galbi mit einer Trio-Liveband auf einer Konzerttournee seine klanglichen Visionen weiter vorantreiben.
instagram.com/sami.galbi
ELIE ZOÉ
elie zoé (vormals Emilie Zoé) komponiert und spielt seine Musik seit mehr als zehn Jahren live im kreativen Umfeld vom La Chaux-de-Fonds ansässigen Label Humus Records. Für die Aufnahmen seines nächsten Albums, das im Herbst 2025 erscheinen soll, arbeitete er mit seinem Bandkollegen Louis Jucker in ihrem neuen Studio, das sie gemeinsam aus Altmaterial errichtet haben. Im Mittelpunkt von zoé’s Arbeit steht die Entwicklung einer neuen Art und Weise, Musik für alle Lebewesen auf unserem Planeten auf eine sanfte Weise zu komponieren und zu verbreiten. Neben dem recycelten Studio wird eine umweltfreundliche „Slow Tour“ die Aufenthalte an den Konzertorten auf mehrere Tage ausdehnen. Das Ziel ist natürlich, die Reisen zu begrenzen und zu optimieren, aber auch eine bessere Verbindung zu den Menschen vor Ort aufzubauen. Der «Get Going!»-Beitrag wird es ihm ermöglichen, an neuen Kompositionen zu arbeiten und diese in Zusammenarbeit mit örtlichen Amateurchören an denselben Orten aufzuführen.
www.eliezoe.com
SILVIO BUCHMEIER
Silvio Buchmeier ist Komponist und Musiktechnologe und lebt und arbeitet in Los Angeles und Zürich. Mit seinem Fachwissen im Bereich Orchestrierung hat er zahlreiche Hollywood-Produktionen massgeblich geprägt und war bei Videospiel-Projekten wie «Dead Space» oder dem Sommer Blockbuster «The Flash» entscheidend beteiligt. In der Schweiz ist Buchmeier bekannt durch seine Komposition des Grundthemas von SRF Virus oder seine musikalische Gestaltung der immersiven Ausstellung «Viva Frida Kahlo». Als Technologe interessiert sich Buchmeier für die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Er möchte KI nutzen, um traditionelle akustische und elektronische Instrumente klanglich zu erweitern. Der «Get Going!»-Beitrag ermöglicht Buchmeier nun, die Zusammenarbeit mit Forschern zu vertiefen und ein entsprechendes KI-Modell zu entwickeln – mit Anwendungsmöglichkeiten sowohl in der Filmmusik wie auch bei Live-Auftritten.
www.silvio-buchmeier.ch
BABY VOLCANO
Baby Volcano, mit bürgerlichem Namen Lorena Stadelmann, verbindet gekonnt Elektro- und Popsounds mit experimentellen Klängen und theatralischen Einflüssen. Die talentierte jurassische Künstlerin studierte zeitgenössischen Tanz, Theater und Performance in Buenos Aires und formte so ihre künstlerische Identität. Mit ihrer ersten EP „Síndrome Premenstrual“ trat sie 2021 an ein breites Publikum heran. Mit dem Beitrag «Get Going!» möchte Baby Volcano neue Dimensionen in ihrer interdisziplinären Arbeit erkunden, ihre Fähigkeiten in der Musikproduktion vertiefen und innovative Strategien entwickeln, um ihre Medienpräsenz zu erhöhen. Darüber hinaus ermöglicht der Beitrag den Aufbau eines Teams aus Kostümbildnern, Bühnenbildnern und Choreografen für zukünftige Produktionen.
instagram.com/babyvolcano
NNAVY
In den letzten Jahren hat NNAVY – dank ihre einzigartige musikalische Welt aus R’n’B, Soul und Jazz sowie ihrer unverkennbaren Stimme – national und international Erfolge feiern können. Davon zeugen begeisternde Auftritte an Festivals wie dem Montreux Jazz Festival oder bei Jazz à Viennes. Ihre mittlerweile vier EPs wurden zudem über 20 Millionen Mal auf Spotify gestreamt. Nun will NNAVY ihr kreatives Universum erweitern, indem sie neue musikalische und visuelle Ansätze erforscht. Durch interdisziplinären Kooperationen mit Produzenten, Songwritern und visuellen Designern möchte sie ihre künstlerische Identität weiterentwickeln und festigen. Auf der Suche nach einer einzigartigen Ästhetik, die mit ihrer künstlerischen Vision in Einklang steht, plant sie, durch Reisen neue Einflüsse einzubringen und ihre Arbeit zu bereichern. Im Austausch mit Künstlern:innen mit unterschiedlichen Visionen und Sensibilitäten sieht NNAVY ein enormes kreatives Potenzial. Der Beitrag «Get Going!» unterstützt diesen Ansatz und bietet ihr einen Freiraum für ihre künstlerische Arbeit.
nnavymusic.com
MATTHIAS LINCKE
Matthias Lincke ist Geiger und Komponist. In zahlreichen Projekten hat er sich seit Ende der 1990er Jahre mit der Alpenländischen Volksmusik und im Speziellen der Rolle der Geige darin auseinandergesetzt. In Projekten und Formationen wie dem Trio Tobler-Lincke-Tanner, Doppelbock/eCHo, der Landstreichmusik und der Altfrentschen Besetzung hat Lincke mit viel Lust am Experiment der Volksmusik «auf den Zahn gefühlt» und so die Sicht auf die traditionelle Musik mit erfrischenden Perspektiven bereichert. Der «Get Going!»-Beitrag unterstützt den Wahl-Zürcher nun bei der Umsetzung seines aktuellen Projektes «Feldwerk». Darin wird die Kultur der Alpen neu wahrgenommen in ihrer Brüchigkeit, Vergänglichkeit, ja Fremdheit. Mit einer neuen Sensibilität treten die involvierten Musikerinnen und Musiker mit der Überlieferung in Beziehung als respektvolle Neuentdecker eines weitgehend unbekannten Terrains.Vor dem Hintergrund des Zerfalls der Alpen unter neuen klimatischen Bedingungen trägt Matthias Lincke bei zu neuen Sichtweisen auf die Kultur der Alpen zwischen Heimatbegriff und Globalisierung.
matthiaslincke.ch
NATHALIE FROEHLICH
Nathalie Froehlich ist mittlerweile weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt. Mit ihrem unverkennbaren Stil aus Reggaeton, Baile Funk, experimenteller Musik und Techno verwandelt die Rapperin ihre Auftritte in echte Statements, deren Tragweite weit über den musikalischen Rahmen hinausgeht. Froehlich sieht Kunst auch als Mittel, um klar Stellung zu gesellschaftlichen Herausforderungen zu beziehen – sei dies auf grossen Festivalbühnen oder aber in alternativen Veranstaltungen in besetzten Häusern. Nun will die Lausannerin, die einst über das klassische Klavier zum Jazz und später zur Improvisation fand, ihre musikalische Vision noch stärker mit ihrem sozialen und politischen Engagement verbinden. Der «Get Going!»-Beitrag ermöglicht es Nathalie Fröhlich mehr Zeit in die Entwicklung einer kohärenten künstlerischen Identität zu investieren, indem sie Aufgaben wie Administration und Organisation an Fachleute delegiert und sich mit einem engagierten Team umgibt, das sie unterstützt und ihre Vision trägt.
instagram.com/nathalie_froehlich
MARCO VON ORELLI
Der Basler Komponist und Trompeter Marco von Orelli ist seit Jahren eine feste Grösse der Schweizer Jazzszene. In seiner künstlerischen Arbeit bewegt er sich im Spannungsfeld zwischen Improvisation und Komposition. Zahlreiche Aufnahmen zeugen von seiner kreativen Arbeit, sei dies Solo, mit der Basel Sinfonietta oder mit Bands wie Big Bold Back Bone, Lotus Crash oder dem Root Down Orchestra. In seinem aktuellen Projekt «Leben» befasst sich von Orelli mit der klimatischen Entwicklung und den daraus resultierenden Konsequenzen auf die Natur. Stimmungen und Energie bestimmter Orte in der freien Natur will von Orelli nutzen, um einen kreativen Kompositionsprozess anzuregen. Dies soll etwa anhand von «field recordings» und Unterwasseraufnahmen geschehen. Dank des «Get Going!»-Beitrags ist nicht nur die Anstossfinanzierung zur Erarbeitung dieses Projektes gesichert, sondern auch sein Ziel: «Leben» soll schliesslich in einer multidisziplinären Performance aus Musik und Tanz an ausgewählten Orten in der Natur zur Aufführung kommen.
marcovonorelli.ch